Unsere Kollegin Hilka hat uns mit einem Brief und den Hautfarben-Buntstiften ein richtig tolles Geschenk gemacht – wir wollen den Brief hier teilen und diesen wertvollen Impuls weitergeben!
Danke ♥
„Liebe Kolleg*innen,
ich freue mich sehr, dass ihr euch die Hautfarben-Buntstifte und das Puzzle von GO Volunteer direkt unter eure Nägel gerissen habt!
Aus welchen Gründen oder aus welcher Überzeugung war der Wunsch da, diese Sachen zu bestellen?
Denkt mal an eure Grundschulzeit zurück. Ja, für manche von uns liegt sie ferner, als es uns lieb ist. Egal ob in der Kita, Grundschule oder in der weiterführenden Oberschule – sobald Menschen gezeichnet und ausgemalt wurden, hieß es immer: „Hey, gib mir mal Hautfarbe!“, und ich reichte meinem Gegenüber einen rosafarbenen Stift. Immer. Und alle waren damit einverstanden.
Mag das mit meiner Sozialisation in Sachsen-Anhalt zu tun haben? Bestimmt. Trotzdem bin ich in einem liberalen Haushalt aufgewachsen. Im Grunde konnte man auch niemanden aufgrund seiner Herkunft diskriminieren, weil ich Menschen mit anderer Hautfarbe nur im Urlaub gesehen habe (mal abgesehen von den braun gebrannten Kleingartenbesitzer*innen).
Man sollte meinen, Zeiten ändern sich. Tun sie auch, in manchen Beziehungen eben aber sehr langsam. Schockiert bin ich also, wenn Kinder unterschiedlichster Hautfarbe nach Buntstiften fragen, sie mit „Hautfarbe“ betiteln und unter allen klar ist, dass damit „Rosa“ gemeint ist.
Das muss sich ändern. Deutschland ist eben nicht nur rosa.
Und nicht nur das, sondern auch die Darstellung der Vielfalt von Familienmodellen und Partnerschaften muss sich der Realität anpassen.
In diesem Jahr habe ich es erlebt, dass ein Kind eines homosexuellen Paars in unsere Schule gekommen ist. Und ich dachte nicht, dass das für großen Wirbel sorgen würde. Warum auch? Bei anderen Paaren wird schließlich auch nicht betont, dass sie heterosexuell sind.
Ja – Überraschung – es führte zu einigen aufregenden Momenten. Und ich spreche nicht darüber, dass Kinder Fragen stellen, weil sie neugierig sind und Antworten haben wollen, die wir unbedingt offen und wertneutral beantworten sollten. Nein, ich rede darüber, wie sich beispielsweise auch unsere Sprache anpassen muss.
Kolleg*innen, Kollg:innen, Kolleg_innen, statt Mama und Papa/Eltern – Familie… die Liste ist endlos. Im Sprachgebrauch zu Beginn erstmal mühselig, aber sie ist es wert, damit wir so viele Menschen wie möglich ansprechen können und sich im Idealfall alle auch angesprochen fühlen.
Lasst uns immer im regen Austausch bleiben, unser Handeln reflektieren, Vielfalt zum Thema machen denn das ist unser Auftrag als Schule mit Courage und ohne Diskriminierung.
Ich schätze euch sehr, weil ich das Gesagte nicht sagen müsste, da ich die mit euch geteilten Gedanken auch in unserem Team wiederfinde. ♥
P.S.: Der Erlös fließt zu 100 % in die Integrationsprojekte von GoVolunteer, die genauso vielfältig sind wie unsere Gesellschaft.
Eure Hilka“